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Summary

Der folgende Post beschreibt die Wichtigkeit für das eigene Glücksempfinden, wenn man anderen Menschen über die eigenen positiven Erlebnisse zu erzählt. Geschichten über eigene vergangene positive Erlebnisse zu erzählen führt zu höherem wahrgenommenen Glück und qualitativ höherem sozialen Kapital. Es ist von höchster Wichtigkeit einen Zuhörer zu haben, der aktiv ist und konstruktives Feedback liefert. Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit das gewünschte Verhalten – das Erzählen über vergangene positive Erlebnisse – zu wiederholen. Das Erzählen über vergangene positive Erlebnisse verhilft zu höherem subjektiven Wohlbefinden, da unser Gehirn nich zwischen Fiktion und Realität unterscheidet und weil das Sprechen stark mit einem Denkprozess verbunden ist.

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Kontext – Glück & Wohlbefinden nehmen nach positiven Ereignissen ab

Intro

Dieses Mal werde ich ein paar Worte über positive Erfahrungen verlieren. Die meisten Menschen wissen, dass das wahrgenommene (subjektive) Glücksgefühl, das durch ein positives Ereignis ausgelöst wird, im Laufe der Zeit abnimmt. Ich nehme an, dass man nicht jeden Tag lächelt ween des vergangenen Urlaubs, der vor einem halben Jahr stattfand. Wenn der Chef einem aufgrund herausragender Leistungen eine Gehaltserhöhung in der Arbeit zuerkannt hat, wird das Lächeln auf dem Gesicht wahrscheinlich nur einige Tage andauern.

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Den Mechanismus der hilft das Glücksgefühl nach positiven Erlebnissen aufrecht zu erhalten, nennt man „Kapitalisierung“.

Realität Vs. Fiktion

Unser Gehirn ist nicht oder nicht vollständig in der Lage zwischen Realität und Fiktion zu unterscheiden. Im Folgenden gehe ich davon aus, dass unser Denken es uns erlaubt uns jede mögliche (fiktive) Situation vorzustellen.

So eine Situation kann z.B. ein zukünftiges Erfolgsereignis sein, wie ein Sieg in einer Sportart oder eine Veranstaltung auf der man präsentiert hat. Es könnte ebenfalls ein Ereignis sein, welches positive Gefühle hervorgerufen hat, wie z.B. ein Urlaub, von dem man schon immer geträumt hat.

Diese Annahmen führen uns zur ersten Schlussfolgerung, dass das Denken über ein vergangenes Ereignis zu der gleichen oder einer ähnlichen positiven Reaktion führen kann, wie das tatsächliche Ereignis während man es erlebt.

Wie funktioniert dies? Es geht um die Kraft der Phantasie.

Reden ist Denken

Bedeutet die obige Ausführung, dass man jeden Tag Rückblicke mit sich selbst durchführen sollte? In einer Art Meditationszustand? Nein, natürlich nicht.
Das Gute ist, man muss nicht mit sich selbst rückblicken. Reden ist ein Weg, um in den Denkprozess zu kommen.  Obwohl es Unterschiede zwischen den Kulturen gibt, ist das Reden zumindest eng mit dem Denken verbunden (und umgekehrt).

Wichtige Annahmen

– Unser Gehirn ist nicht (vollständig) in der Lage, zwischen Realität und Fiktion zu unterscheiden. Das Denken an ein Ereignis kann zu ähnlich wahrgenommenen emotionalen Reaktionen führen, wie die eigentliche Erfahrung des Ereignisses.
– Sprechen/Reden ist stark verbunden mit dem Denken

Konflikt

Was kann man tun, um das sich verringernde subjektive Glück aufrecht zu erhalten?

Höhepunkt – Wie man Glück aufrecht erhält

Die Forscher Gable et al. haben herausgefunden, dass das Teilen positiver Erlebnisse über positive Ereignisse mit einer anderen Person einer der wichtigsten Prozesse ist, um das wahrgenommene Glück aufrechtzuerhalten. Sie nennen diesen Prozess „Kapitalisierung“

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1. Dimension

Positive Ereignisse nutzen um Glück zu steigern

Positive Ereignisse zu nutzen bedeutet zum Beispiel, anderen von positiven Ereignissen zu erzählen. Andere über positive Ereignisse zu informieren führt widerum zu einem höheren positiven Affekt und einer höheren Lebenszufriedenheit(S. 241). Es steigert ähnlich wie das Lächeln selbst, die positive Emotionalität.

Ausgehend von der Annahme, dass unser Gehirn nicht in der Lage ist zwischen Realität und Fiktion zu unterscheiden, führt dies zu folgender Idee: wenn man anderen über positive Ereignisse erzählt, funktioniert das Erzählen wie eine Art Wiedererfahrung des Ereignisses selbst. Es ist sehr wahrscheinlich, dass das Sprechen über positive Ereignisse eine moderierende Rolle hin zu einer gestiegenen Erinnerung an das positive Ereignisse übernimmt. Auf lange Sicht.

Nebeneffekt: Sozialkapital

Ein positiver Nebeneffekt der Kapitalisierung von positiven Ereignissen ist, dass es zu einem besser wahrgenommenen sozialen Kapital führen kann. Lange Rede kurzer Sinn: Andere denken, dass man attraktiver ist und haben damit eine größere Wahrscheinlichkeit, mit einem selbst in Kontakt zu bleiben und zu treten und/oder eine Beziehung mit einem aufzubauen.

Auf lange Sicht ist es sehr wahrscheinlich, dass sich diese Beziehungen positiv entwickelt (S.241).

2. Dimension

Aktive und konstruktive Antworten

Gable et al. weisen darauf hin, dass auch die Reaktion des Zuhörers von höchster Wichtigkeit ist. Sie klassifizieren mögliche Antworten in 4 Kategorien. Am positiven Ende der Skala kann man aktive und konstruktive Antworten finden. Das negative Ende des Skala beschreibt passive und destruktive Reaktionen. Die direkte Reaktion wirkt sich unmittelbar auf das Wohlbefinden auf inter- und intrapersonaler Ebene aus.

Passive und destruktive Reaktionen könnten die Entwicklung von weiterem Wohlbefinden basierend auf dem positiven Ereignis untergraben. Der Zuhörer könnte zum Beispiel zeigen, dass er das fragliche Ereignis oder den Geschichtenerzähler nicht schätzt oder dass er oder sie eifersüchtig ist.

Aktives und konstruktives Feedback wiederum führt zu dem Gefühl, verstanden und gewürdigt zu werden, was zum Aufbau von Wohlbefinden und einer guten Beziehung beiträgt.

Wie man aktives und konstruktives bauen und generieren kann, steht im Artikel zu Kommunikationsfähigkeiten.

Nebeneffekt: Konditionierung

Es existiert ein weiterer positiver Aspekt innerhalb dieser Dimension. Aus einer verhaltenspsychologischen Sicht ist es eine Art Belohnung, wenn man aktive und positive Antworten bekommt. Sofortige Belohnung hilft bei der Stärkung der gewünschten Verhaltensweisen (in der Verhaltenspsychologie ist dieser Prozess Standard-Wissen und Psychologen nennen ihn „operante Konditionierung„).

Was bedeutet das? Einfach ausgedrückt: Stellen Sie sich einmal vor, sie seien ein Kind. Wenn Sie Ihr Zimmer aufräumen und voller Stolz Ihren Eltern davon erzählen, werden positives Feedback der Eltern und eine mögliche Belohnung zu einer höheren Chance führen, dass das Verhalten „Zimmer aufräumen“ durch Sie wiederholt wird.

Man könnt es „neue und gewünschte Gewohnheiten erlernen“ nennen. Dies ist eigentlich der Prozess, wie Hunde neue Dinge lernen. Daher führt aktives und konstruktives Feedback nicht nur zu einem besseren Ergebnis für den Geschichtenerzähler und die Beziehung zu dem Zuhörer. Es hilft dem Geschichtenerzähler sich zu öffnen und in Zukunft selbstbewusster und proaktiver über positive Ereignisse zu berichten.

Fazit – Kreiieren Sie Umgebungen, die Glück fördern

Anwendung auf das Arbeitsumfeld

Bei der Arbeit sollte Zeit und Raum geschaffen werden, damit Kollegen positive Erfahrungen austauschen können, zum Beispiel inwieweit sie vordefinierte Ziele erreicht haben. Es kann Kundenzufriedenheit, die Schaffung neuer Lösung usw. verbessern. Es sollte eine Umgebung sein, in der jeder offen und bereit ist über jedes Thema zu berichten. Eine Umgebung, in der andere sofort aktives und konstruktives Feedback geben können.

Man kann vermuten, dass nicht jeder bereit ist, sich zu öffnen und positiv über sich selbst zu sprechen. Deshalb ist manchmal nicht sinnvoll, Menschen proaktiv zu ermutigen oder gar zu zwingen positive Erfahrungen preiszugeben. Es ist viel wichtiger, die Umgebung zu schaffen, die es Menschen erlaubt aus freien Stücken über positive Ereignisse zu berichten. Zu berichten, wenn man bereit dazu ist.

Da wir als Menschen dazu neigen, unser eigenes positives Wohlgefühl durch Handlungen jeglicher Art steigern zu wollen, kann aktives und konstruktives Feedback dazu führen, dass „schüchterne“ Individuen erfahren, dass das Berichten von positiven Ereignissen belohnt wird. Es stärkt die eigene Position und das Ansehen innerhalb einer Gruppe.

Idee: Führen Sie am Ende des letzten Tages der Woche ein TGIF-Treffen ein (TGIF = Thank God it’s Friday). Fragen Sie nach den Low- & Highlights. Lassen Sie die Teilnehmer entscheiden, ob Sie mitmachen wollen oder nicht.[/vc_column_text]

Anwendung auf das private Umfeld

Im privaten Kontext, insbesondere im traditionellen westlichen Familienkontext, wird man unter Umständen nicht so eine große Gruppe von Erwachsenen am Tisch des „Geschichtenerzählens“ haben. Trotzdem ist es auch im privaten Kontext wichtig, Umgebungen, wie oben beschrieben, zu schaffen. Auch wenn es sich um eine 1-zu-1 Situation handelt.

Natürlich kann man sagen, dass die Gruppe (z.B. Familie) bereits über tägliche Ereignisse spricht. Aber im Alltag werden einige offensichtliche Dinge vergessen. Etwas besonders offensichtliches ist das aktive und konstruktive Feedback.

Ich habe die Angewohnheit, in ein gutes Buch oder einen interessanten Vortrag auf Youtube einzutauchen, was zu einer stark eingeschränkten Fähigkeit führt, meiner Partnerin zuzuhören. Wenn wir uns während der Vorbereitung auf die Arbeit unterhalten, zeigen wir nicht die nötige Konzentration, um aktiv und konstruktiv zu sein. Die Konzentration kann hier tatsächlich gestört sein. Manchmal kann man in seinen Gedanken oder in seinem Mobiltelefon gefangen sein.

Aus diesem Grund ist es von höchster Wichtigkeit, die Umgebung (Zeit & Raum) zu schaffen, die die Bereitschaft sich zu öffnen und die Bereitstellung von positiven und konstruktiven Feedback bewusst einfordert.

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