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Zusammenfassung

Der folgende Post beschreibt, wie Menschen sich gerne für ihre Erfolge verantwortlich fühlen, gleichzeitig aber für ihre Miserfolge nicht verantwortlich sein wollen. Der Artikel argumentiert, dass es auf lange Sicht besser ist, für Fehler selbst verantwortlich zu sein. Dies unter der Bedingung, dass eine offene Umgebung für Fehlerbegehung besteht. Die Ansicht steht im Gegensatz zur fehlenden Verantwortungsübernahme für Fehler und Ausfälle. Das Konzept „Locus of control“, zu deutsch Kontrollüberzeugung wird eingeführt. Das Konzept zeigt, dass die interne Kontrollüberzeugung einen positiven Einfluss auf das subjektive Wohlbefinden sowie auf objektive Leistungsindikatoren hat.

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1. Kontext – Was wäre, wenn ich in guten und schlechten Zeiten für mein Handeln verantwortlich wäre?

1.1. Intro

Es klingt logisch, dass wir automatisch davon ausgehen, für unsere positiven Erfahrungen verantwortlich zu sein. Andererseits stellt sich heraus, dass wir die negativen Erfahrungen nicht fühlen und dafür verantwortlich sein wollen. Dies wird noch deutlicher, wenn wir uns sowohl einen Lottogewinner vorstellen als auch ein kleines Kind, das zu Hause mit einem Ball ein Fenster zerschießt.

Der Lottogewinner wird höchstwahrscheinlich eine Geschichte erzählen, wie er die Zahlen mit Bedacht gewählt hat. Ein Kind, das zu Hause beim Fußballspielen ein Fenster zerbrochen hat, wird sehr wahrscheinlich versuchen, den Eltern mitzuteilen, dass es der Bruder oder die Schwester oder sogar der Hund war.

Selbst in Situationen, die offensichtlich genau anders bewertet werden sollten, neigen Menschen dazu, sich selbst positive Ergebnisse und der Umgebung und den Umständen negative Ergebnisse zuzuschreiben. Verantwortung wird nur übernommen, wenn es für uns selbst Sinn macht.

[OWN ILLUSTRATION] Self_Responsibility

Die Zuweisung von Ergebnissen an sich selbst hilft, positive Ereignisse zu nutzen, und die Zuweisung an die Umwelt hilft, schwierige Situationen zu bewältigen.

2. Konflikt – Ich möchte nicht für meine Fehler verantwortlich sein

Nach meiner Einschätzung lautet die wichtigste zu beantwortende Frage: Ist es hilfreich, sich selbst die Verantwortung für gute und schlechte Erfahrungen zuzuschreiben?

3. Höhepunkt – wenn ich handle, werde ich Erfolg erreichen

Es gibt ein Konzept namens Locus of Control (LOC), zu Deutsch „Kontrollüberzeugung“. LOC beschreibt, wie sicher sich die Leute fühlen, die Kontrolle über die Ergebnisse zu haben. Ich bin für meine Schulnoten verantwortlich, indem ich Tag für Tag lerne. Bin ich für die Höhe meines Bonus in der Arbeit verantwortlich, indem ich die „Extrameile“ gehe?

Beide Wahrnehmungen werden als interne Kontrollüberzeugung bezeichnet. Folgendes ist wichtig: Wenn ich versage, dass es mein Mangel an Anstrengung war, der zum Versagen führte, ist es ebenfalls eine interne Kontrollüberzeugung.

Auf der anderen Seite:

Hat mein Lehrer oder mein Chef die Kontrolle? Setzen die beiden Ziele, die unter gegebenen Umständen unerreichbar sind, egal wie hart man arbeiten mag? Dies wird als externe Kontrollüberzeugung bezeichnet. Bei externer Kontrollüberzeugung folgendes wichtig: wenn ich Erfolg habe, ist es die einfache Prüfung und nicht meine Anstrengung, die zum Erfolg führte. Das Argument für Verantwortung ist so einfach wie oben beschrieben. Aber warum ist dieses Konzept so wichtig und gleichzeitig so wenig beachtet?

3.1. Wenn ich etwas tue, werde ich bessere Ergebnisse erzielen und zufriedener sein (bei der Arbeit)

3.1.1. Internes LOC und Arbeitsleistung

[OWN ILLUSTRATION] Sports

In einer Metaanalyse stellten die Wissenschaftler fest, dass die Kontrollüberzeugung von den 4 Hauptkonzepten der Selbstbewertung den zweitgrößten positiven Einfluss auf die Arbeitsleistung hat. Sie wirkt sich nicht nur auf die tatsächliche Leistung beim Lösen von Aufgaben aus. LOC hat auch direkten Einfluss auf die Leistung, wie sie von sich selbst und anderen wahrgenommen wird. Die Kontrollüberzeugung korreliert sogar mit dem Gehalt, wie in einer Studie aus dem Jahr 2006 festgestellt wurde. Andererseits korreliert die externe Kontrollüberzeugung mit einer geringeren Leistung.

3.1.2. Internes LOC und Arbeitszufriedenheit & Engagement

[OWN ILLUSTRATION] Well Being

In einer anderen Metaanalyse stellten die Autoren fest, dass die Kontrollüberzeugung von den 4 Hauptkonzepten der Selbstbewertung auch den zweitgrößten positiven Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit hat. Die Zufriedenheit mit der Arbeit hat solche Sub-Dimensionen, wie die Zufriedenheit mit der Bezahlung, den Vorgesetzten und den Mitarbeitern. Was bedeutet das? Wenn Sie davon ausgehen, dass Sie derjenige sind, der ihre eigenen Ergebnisse kontrolliert, neigen Sie zu der Annahme, dass sie angemessen bezahlt werden und Ihr Chef ebenfalls in Ordnung ist.

Darüber hinaus wirkt sich das interne LOC auch auf das Engagement am Arbeitsplatz aus. Engagement hat Sub-Dimensionen, wie die Bereitschaft, das Unternehmen zu verlassen, oder die Bereitschaft, einige Stunden mehr zu arbeiten.

In einer anderen Metaanalyse stellten die Forscher fest, dass die interne Kontrollüberzeugung sogar die Lebenszufriedenheit beeinflusst, die sich von der Arbeitszufriedenheit unterscheidet. Die Übernahme von Verantwortung stärkt das Verhältnis zwischen Arbeit und Arbeitnehmern.

3.2. Wenn ich etwas tue, werde ich mich besser fühlen und besser sein

3.2.1. Interner LOC und Wohlbefinden

[OWN ILLUSTRATION] Health
Die Forscher stellten fest, dass die interne Kontrollüberzeugung Auswirkungen auf das allgemeine Wohlbefinden, die selbst erfasste Gesundheit und objektive Gesundheitsindikatoren hat.

Die zweite und dritte Dimension ist insofern interessant, als dass sie die allgemeine öffentliche Überzeugung bestätigt, dass sich die psychische Gesundheit auf die körperliche Gesundheit auswirkt. Andererseits hängt die externe Kontrollüberzeugung mit einer ineffektiven Stressbewältigung und höherer Wahrscheinlichkeit von Depression zusammen.

3.2.2. Interner LOC und psychologische indikatoren

[OWN ILLUSTRATION] Psychology-Icon

Die Forscher fanden heraus, dass die interne Kontrollüberzeugung einen positiven Einfluss auf die intrinsische Motivation für Aufgaben und die Instrumentalität, die Selbstentwicklung und die Selbstwirksamkeit hat. Die Motivation für Aufgaben ist die Bereitschaft, an berufsbezogenen Aufgaben zu arbeiten, während Instrumentalität bedeutet, dass Sie daran glauben, für Ihre eigenen Anstrengungen belohnt zu werden.

Andererseits hängt die externe Kontrollüberzeugung mit einer verminderten Selbstkontrolle zusammen. Verantwortung hilft, psychologische Indikatoren zu verstärken, von denen ein Mensch langfristig profitiert.

4. Fazit – Lerne, wie sich Verhalten auf die Ergebnisse auswirkt

4.1. Wichtige Annahmen

4.1.1. Zukünftige Erwartungen

Eine der Dinge, die die menschliche Gattung von anderen Tieren unterscheidet, ist, dass Menschen zukünftige Ereignisse voraussehen und ihre Handlungen an ihre Erwartungen anpassen können.

Jetzt können zukünftige Ereignisse positiv oder negativ gesehen werden. Wenn ich denke, dass die Leute nett zu mir sind, stehe ich morgens auf und versuche, auf meinen Weg zur Arbeit so viele wie möglich davon zu treffen.

Wenn ich denke, dass die Leute nicht nett zu mir sind, werde ich es wahrscheinlich vermeiden, mit anderen Menschen zusammen zu sein.

Erwartungen an die Zukunft unterliegen daher einer subjektiven Bewertung. Wenn die Bewertungen subjektiv sind, sollten Handlungen nicht als vordefiniert und statisch angesehen werden.

Bei sich ändernden Erwartungen kann eine Person Verhaltensweisen beeinflussen und Verantwortung übernehmen, wenn dies möglich und sinnvoll ist.

4.1.2. Hohe Leistungsmotivation

Wenn man Pläne verwirklicht, wird man mit der Zeit besser, während man es versucht. Sich zu verbessern, während man es versucht, ist eine Art direktes und automatisches Feedback durch das Umfeld.

Versucht man einen Zauberwürfel (Rubiks Cube) zu lösen, wird man mit mehr Versuchen besser werden. Im Laufe der Zeit wird man eine Seite gelöst bekommen. Später wird man eine andere Seite gelöst bekommen. Irgendwann wird man den ganzen Würfel zum ersten Mal lösen. Dann wird man versuchen, eine bessere Zeit für die Lösung zu erreichen. Jede einzelne Verbesserung entspricht einer Rückkopplungsschleife, die besagt, dass sich die eigene Arbeit, die Versuche ausgezahlt haben. Man wird besser und die Ergebnisse bestätigen es. Die eigene Motivation Fortzufahren wird wahrscheinlich zunehmen. Man wird also immer mehr davon überzeugt sein, dass man irgendwann wirklich die eigene Zeit schlagen kann.

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4.1.3. Bedürfnis an Kontrolle und Ordnung

Dies kann aus zwei Perspektiven verstanden werden. Die erste weist darauf hin, dass man sich in der Regel sicherer fühlt, wenn man das Gefühl hat, die unmittelbare Umgebung und die Erlebnisse unter Kontrolle zu haben. Menschen fühlen sich beim Autofahren sicherer als beim Fliegen mit dem Flugzeug, über das sie keine Kontrolle haben.

Dies ist insofern interessant, als dass Fliegen mit dem Flugzeug viel sicherer ist als das Autofahren.

Die zweite Perspektive sagt, dass man angesichts von entstehendem Chaos versuchen wird, Ordnung zu schaffen. Kinder sind ein gutes Beispiel. Nachdem ein Kind eine Lego-Burg gebaut hat, zerstört es die Burg, um von vorne anfangen zu können. Dieses Verhalten hilft, neue Lösungsstrategien zu verstehen, zu bewerten, zu navigieren, zu entwickeln und letztendlich Probleme zu lösen, die anfangs unlösbar schienen.

4.1.4. Zusammenfassung der Annahmen

* Menschen passen ihr eigenes Verhalten an die subjektiven Zukunftserwartungen an, sodass das Verhalten nicht vordefiniert ist

* Die Motivation zur Leistung an sich ist motivierend, da in diesem Prozess auf natürliche Weise eine Rückkopplungsschleife implementiert wird

* Menschen neigen dazu, Ordnung zu schaffen, um Kontrolle über die Umgebung zu erreichen. Dies schafft ein Gefühl der Sicherheit, hilft dabei, klarer zu sehen und trägt zu einer besseren Leistung bei.

4.2. Verantwortung im Arbeitsumfeld

Was können wir im Arbeitsumfeld tun? Zuallererst braucht man ein Umfeld, in dem die Mitarbeiter die Konsequenzen ihres eigenen Handelns spüren können. Natürlich beinhaltet es die Möglichkeit, Konsequenzen von schlechtem Verhalten (z.B.  Versagen) zu spüren.

Dann müssen Menschen die Möglichkeit haben, Verhalten ändern zu können, neue Strategien zu entwickeln und widerum eine Änderung der Konsequenzen zu erfahren. Der knifflige Teil besteht darin, die Möglichkeit zu bieten, den Zusammenhang zwischen Handlung und Konsequenzen zu erfahren.

Als Beispiel kann man Aufgaben sehen, die von der Person von-Anfang-bis-Ende ausgeführt werden. Es sollte keine Einflussnahme durch eine andere Person geben, mit dem einzigen Ziel, Herausforderungen am Anfang zu erleichtern, Ergebnisse am Ende zu verbessern oder der Person ein besseres Gefühl zu geben.

Die Aufgaben sollten nicht am Anfang oder am Ende unterbrochen werden. Ein Vorgesetzter sollte also nicht versuchen, im Namen des Mitarbeiters Ordnung ins Chaos zu bringen, noch sollte ein Vorgesetzter versuchen, derjenige zu sein, der am Ende alle Belohnungen erhält.

Der Glaube an die Kontrolle zukünftiger Ergebnisse, die letztendlich dazu führen, dass die Mitarbeiter besser werden, ist unheimlich wichtig.

Um die Erfahrung zu stärken, ist es natürlich hilfreich, konstruktives Feedback zu geben. Konstruktives Feedback bedeutet, dass es sofort zur Verfügung gestellt werden sollte. Es sollte das Verhalten hervorheben, auf das die Person Einfluss hat.

4.3. Verantwortung im privaten Umfeld

Im privaten Umfeld ist die Situation vergleichbar mit der Situation im Arbeitsumfeld. Ein wichtiger Unterschied zum Arbeitsumfeld besteht darin, dass eine Person bei der Lösung sich wiederholender Aufgaben möglicherweise nicht besser werden muss. Wieso sollte man schneller aufräumen lernen?

Die Übernahme der Verantwortung in beiden Fällen, Erfolg und Misserfolg, wird jedoch langfristig zu besseren Ergebnissen ebenfalls im Privatleben führen.

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