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Zusammenfassung

Der Artikel argumentiert, dass Lächeln inter- und intrapersonale Vorteile hat und ein Indikator für Wohlbefinden ist. Menschen sind eher zur Zusammenarbeit mit anderen bereit, wenn Sie lächeln. Man selbst ist eher zur Zusammenarbeit bereit, wenn man lächelt. Das Lächeln sagt positive langfristige Lebensergebnisse & -ereignisse voraus.

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1. Kontext – Alltägliches Lächeln

1.1. Wann?

Wenn jemand Geburtstag hat, verbinden meine Geburtstagswünsche in den meisten Fällen sowohl Gesundheitswünsche als auch den Wunsch, jeden Tag zu lächeln. Es wurde zu meinem „Ding“, jeder Person für jeden Tag ein Lächeln zu wünschen.

Wenn ich einkaufe, versuche ich immer ein Lächeln im Gesicht zu haben, auch wenn ich keine Lust habe zu lächeln. Warum? Wenn Augenkontakt entsteht, möchte ich vorbereitet sein. Der erste Augenkontakt sollte ein Lächeln auf dem Gesicht der anderen Person auslösen. Ich möchte, dass meine Augen lächeln. Ich möchte als lächelnde Person „wahrgenommen“ werden, im besten Fall verbunden mit einem positiven Gefühl bzgl. meiner Person.

Wenn ich eine Support-Hotline anrufe, versuche ich sogar, eine lächelnd klingende Stimme zu haben. Warum? Weil Leute offener zu sein scheinen, mir auf eine ungewöhnliche Art und Weise zu helfen, wenn sie denken, dass ich lächle. In einigen Momenten in meinem Leben lächelte ich sogar, als ich morgens in den Spiegel schaute. Warum?

Ich glaube, dass ein Lächeln mit positiver Emotionalität einhergeht. Selbst wenn es meine positive Emotionalität nicht direkt erhöht, soblad  ich mein eigenes Morgenlächeln im Spiegel sehe, fange ich an zu lachen und plötzlich entsteht ein gutes Gefühl. Kinder erkennen Lächeln. Fremde erkennen Lächeln. Freunde erkennen Lächeln. Ich gehe davon aus, dass sogar Hunde ein Lächeln oder zumindest eine lächelnd klingende Stimme erkennen.

Meine Erfahrungen spiegeln nicht die ganze Kraft eines Lächelns wider und sind auch nicht repräsentativ, aber sie deuten darauf hin, dass das häufige, proaktive Lächeln Vorteile für das Wohlbefinden hat.

1.2. Ein Lächeln ist kein Lächeln ist kein Lächeln

Nun, es gibt Besonderheiten eines echten Lächelns. Es gibt auch Unterschiede zu nicht echten Lächeln.

Ein echtes Lächeln heißt „Duchenne Lächeln“ und man erkennt es ziemlich leicht an erhöhten Augenfalten und Mundwinkeln.

Menschen wissen im Allgemeinen, wann jemand wirklich lächelt und wahre Glückseligkeit empfindet. Aber es gibt noch andere Arten von Lächeln. Menschen zeigen, dass sie lächeln, wenn sie gewinnen und Überlegenheit suggerieren wollen.

Menschen Lächeln anders, wenn sie jemanden für etwas Gutes belohnen wollen, das er oder sie getan hat.

Es gibt ein Lächeln, das Menschen aufsetzen, wenn sie jemand anderem Empathie anzeigen wollen.

Jedes Lächeln sendet eine andere Botschaft aus und ihre Interpretation hängt vom Kontext ab, in dem es passiert ist.

2. Konflikt – Solltest du also rund um die Uhr lächeln und wie ein Clown aussehen?

Natürlich möchte man nicht wie ein Clown herumlaufen und ohne Grund lächeln. Niemand wird glauben, dass das Lächeln wahr ist, wenn es nicht zum Kontext passt und mit der Körpersprache übereinstimmt. Die Frage ist, wann ein Lächeln eine nützliche Verhaltensstrategie ist. Oder: Welche Vorteile könnte das Lächeln bringen? Vor sich hin lächeln? Andere anzulächeln, während man spricht, während man sich anderen Personen nähert?

3. Höhepunkt – Lächeln schafft inner- und zwischenmenschliche Vorteile

Lächeln ist eines von vielen Gesichtsausdrücken. Es ist allgemein bekannt, dass Gesichtsausdrücke als Teil eines Sets an Expressionen des gesamten Körpers Ausdruck innerer Emotionen sind. Es gibt dagegen weniger Übereinstimmung, wenn es darum geht, bestimmte Emotionen mit bestimmten Gesichtsausdrücken, wie dem echten Lächeln, in Verbindung zu bringen.

3.1. Die Theorie

Im Allgemeinen lächeln wir, wenn Muskeln in unserem Gesicht aktiv werden.

Grundsätzlich lächeln wir, da Lächeln wie viele andere Gesichtsausdrücke mit Emotionen einhergeht. Emotionen sind oder besser Emotionalität ist andererseits mit Wohlbefinden verbunden. Die wichtigsten Theorien, die diese Annahme untermauern, sind:

* Die Theorie der Bedürfnisse: Die Grundannahme ist, dass die Befriedigung von eigenen Bedürfnisse zu Wohlbefinden führt.

* Die Theorie der Ziele: Die Grundannahme ist Verhaltensweisen zu verfolgen, die auf ein Ziel, einen Idealzustand abzielen, die zum Wohlbefinden führen.

* Die Theorie der Aktivität: Die Grundannahme ist, dass die Aufgabenbearbeitung selbst das Ziel ist, das zum Wohlbefinden führt.

Wie hängen Motivations- und Emotionstheorien mit einem Lächeln zusammen? Emotionalität und positive Emotionalität kann insbesondere als die zukünftige Wahrscheinlichkeit der Teilnahme an bestimmten Handlungen verstanden werden.

Die menschliche Emotionalität ist im Allgemeinen über die Zeit stabil, kann sich kurzfristig ändern und wird langfristig ein durchschnittliches, personenspezifisches Niveau einnehmen.

Dies bedeutet, dass die positive Affektivität auch einen durchschnittlichen, personenbezogenen langfristigen Durchschnittswert aufweist. Obwohl der Kontext kurzfristig die Emotionalität beeinflussen kann, wird er langfristig keinen wesentlichen Einfluss auf die Emotionalität haben.

Eine positive Emotionalität beeinflusst die Wahrscheinlichkeit, meine Bedürfnisse zu erfüllen, langfristige Ziele zu verfolgen und Aufgaben selbst auszuführen. Positive Emotionalität wird daher wahrscheinlich ein Auslöser für langfristiges Wohlbefinden sein.

Unter positiver Emotionalität versteht man die Erweiterung des Repertoires an kognitiven und Verhaltensressourcen. Wenn ein Lächeln und andere Gesichtsausdrücke äußere Anzeichen innerer Emotionen und Emotionalität sind, dann könnte ein „Lächeln“ ein äußeres Anzeichen dafür sein, eine positive Person zu sein. Eine Person mit einem hohen Durchschnitt an positiver Emotionalität zu sein, wird zu einem gesteigerten Wohlbefinden führen.

3.2. In der Praxis

Es wurden viele Studien zum Thema Lächeln durchgeführt, sowie dem Einfluss des Lächelns auf die inter- und intrapersonale Ebene.

Auf der zwischenmenschlichen (interpersonalen) Ebene (im Umgang mit anderen) werden Menschen, die lächeln, als freundlicher und attraktiver wahrgenommen. Sie wirken zugänglicher, wünschenswerter, authentischer, aufrichtiger und zuverlässiger sowie großzügiger. Ein Lächeln kann sogar ein schlechtes relatives Aussehen ausgleichen. Relativ schlecht aussehende Menschen werden beim Lächeln als attraktiver wahrgenommen als relativ attraktive Menschen, die nicht lächeln.

Ein Lächeln erhöht die Wahrscheinlichkeit von Zusammenarbeit. Es erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die lächelnde Person sowie die wahrnehmende Person kooperieren. Das Lächeln erhöht sogar die Wahrscheinlichkeit, eine Höhe eines bestimmten Einsatzes innerhalb eines Kooperationsszenarios zu erreichen.

Grundsätzlich sind Familien ein guter Ort, um das Lächeln und die Auswirkungen zu beobachten. Kleinkinder reagieren auf Gesichtsbewegungen und Gesten der Körperwärme und reflektieren sie gegenüber den Eltern. Lächeln ist ein Zeichen von Wärme in der Familie.

Auf intrapersonaler Ebene beurteilen sich Menschen selbst, die häufiger lächeln, als sozialer, kompetenter und weniger negativ. Lächeln hilft nicht nur bei der Steigerung der positiven Emotionalität, sondern auch bei der Reduzierung der negativen Emotionalität. Daher steigert das Lächeln die Wirksamkeit der psychologischen Regulation.

Menschen, die häufiger lächeln, werden als extravertiert eingestuft.

Wenn es um Lebensergebnisse geht, sagt das Lächeln auf Schulbuchfotos eine niedrigere Scheidungsrate, ein höheres subjektives Glück in der Ehe und ein höheres Lebensalter insgesamt voraus. Das Lächeln sagt bessere Ergebnisse bei der Arbeit voraus, wenn komplexe Aufgaben von hoher Qualität gelöst werden müssen.

Es sagt höhere Bewertungen der eigenen Arbeit durch andere voraus. Das Lächeln sagt höhere Tringgelder bei Servicearbeitern oder höhere Produktbewertungen bei kundenzentrierten Aufträgen voraus.

Es gibt natürlich Restriktionen. Manchmal besteht eine Einschränkung für das Lächeln, wenn es um Situationen konfrontativer Aggression geht, z.B. in Kampfsportszenarien. Kämpfer, die vor Kämpfen lächeln, werden wahrscheinlicher schlechtere Ergebnisse erzielen (in Kämpfen verlieren). Das Lächeln in einem Aggressionskontext könnte als Indikator für Minderwertigkeit verstanden werden.

Lächeln ist sogar ein Signal der sozialen Stimmung einer Bevölkerungsgruppe. Die Analyse von Gesichtsbildern auf Webportalen wie Twitter führte zu der Schlussfolgerung, dass eine erhöhte Anzahl lächelnder Gesichter auf Fotos auf Twitter ein Spiegelbild eines positiven affektiven Zustands der gesamten Bevölkerung sein könnte. Bei positiven gesellschaftlichen Ereignissen wurden mehr positive Bilder online registriert. Positive Bilder wurden registriert, wenn Fotos Gesichter mit Duchenne Lächeln zeigten.

4. Fazit – Lächeln, lächeln, lächeln – wenn der Kontext es zulässt

4.1. Lächeln | Anwendung auf das Arbeitsumfeld

Lächeln, Lächeln, Lächeln! (Wenn Sie sich anderen nähern und die Situation stimmt). Sollte  man nicht der Clown sein wollen, der in Situationen lächelt, die Widersprüche zur positiven Stimmung eines Lächeln darstellen, dann passt man sich besser den Situationen an.

Wenn man allerdings kooperieren möchte und nicht konfliktsuchend ist oder etwas von der Person gegenüber erwartet, auf die man zugeht, lächelt man innerhalb der ersten Sekunden. Wenn der Kontext wichtiger ist, passt man sich der Situation an und lächelt nicht (z. B. wenn etwas Schlimmes passiert). Wenn man möchte, dass der Kollege einige Aufgaben übernimmt, spricht man ihn mit einem Lächeln an. Wenn man möchte, dass der Chef eine  Gehaltserhöhung gewährt, spricht man den Chef mit einem Lächeln an. Man kann Lächeln als Werkzeug verwenden, um Hindernisse bei sozialen Interaktionen, insbesondere bei der Arbeit, abzubauen.

Auch und insbesondere die Stimme spiegelt die innere Emotionalität eines Lächelns wider. Man sollte also aufstehen, im Raum herumgehen, aufrecht und lächelnd ins Telefon sprechen.

4.2. Lächeln | Anwendung im privaten Umfeld

Lächeln hat also auch eine intrapersonale Regulationsfunktion. Dies bedeutet, dass das Lächeln in sich selbst Vorteile für einen selbst generieren kann. Auch wenn es unnatürlich erscheint, wenn man hört „stehe aufrecht, schaue in den Spiegel und lächle“. Auch wenn das Lächeln an sich nicht direkt zu einer positiven Emotionalität führt, wird man mit der Zeit über sich selbst lachen, was dann zu einer positiven Emotionalität führt. Man kann jede Interaktion mit einem Lächeln beginnen, wenn der Kontext dies zulässt. Man probiert es einfach.

Quellen: wissenschaftliche Arbeiten zu Themen wie: Duchenne Smile, Positive Emotionalität, Affektivität, Gesichtsausdrücke, Emotionen

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